Publikum entschied für „L.U.S.T.“ und musste singen
Improvisationsshow zum Abschluss des „Kulturfrühlings" überzeugte im Kurhaus von Bad Herrenalb
Leidenschaft und Spieltrieb gehören dazu, „L.U.S.T." nennen sie sich: In Bad Herrenalb zeigten vier Künstler der Gruppe, was eine Improvisationsshow ist. In spontanen Szenen und: mit Titelvorgaben aus dem Publikum ließen sie die Zuschauer im Saal des Kurhauses aktiv am künstlerischen Schaffen teilhaben. Ihr Programm stand am Ende der Reihe „Kulturfrühling" der Kulturfreunde. Ungewöhnlich begann die Show: Getreu dem Motto „Interaktivität" erkor „L.U.S.T." zunächst fünf Zuschauer zur Jury, die den Spaßfaktor der einzelnen Szenen bewerten sollte. In einer „Saalwette" versprachen die Künstler dann, mehr als 135 Punkte zu erreichen und so den Gästen wirklich zu gefallen. Eingangs aus-geteilte Bonbons für eine gute und Zeitungsseiten für eine eher schlechte Idee boten allen anderen die Möglichkeit, noch während eines Sketches werfend und damit wertend einzugreifen. Abwechslungsreich präsentierte sich dann das Programm: Ob alphabetische Wortakrobatik, pantomimische Schauspielkunst oder gesangliche Virtuosität - all das boten die drei Darsteller und der Pianist in ihrer Situationskomik. Allein Spielidee und der Moderator standen fest, alles andere kam entweder vom Publikum oder aus dem heiteren Aprilhimmel.. So schickte ein Vorschlag die Schauspieler im Abc-Spiel unerwartet auf Jagd nach Moby Dick oder ein anderer alle Zuschauer auf einen 3D-Diavortrag über den Schwarzwaldelch, der Teil des „Jäger-B-Schein-Seminars" war. Singend und tanzend wandelten sich die Akteure da von Gefängnisinsassen in die Band „Hübsch, smart, hart", oder übersetzte ein Dolmetscher ein Experteninterview in Gebärden. Besonders Worte wie „furchtbar", „BSE" oder „Bad Herrenalb" provozierten in ihrer dargestellten Form großes Gelächter. Zeilen eines Autors, der gerade an einem Drehbuch schrieb, nahmen gleichzeitig Form auf der Bühne an und zeigten besonders deutlich das kreativ-souveräne Zusammenspiel des Ensembles, auch wenn der vorgegebene Titel „Melonengeschmack auf den Lippen" das Gegenteil erwarten ließ. Nahezu solistisch bewarb Konstantin einen CD-Sampler: Rock and Roll, Oper, Blues und Hip-Hop - er sang, bis sämtliche Bonbons auf der Bühne lagen. Am Ende schließlich spielte „L.U.S.T." den Einakter „Der Holzwurm im Wandschrank" in diversen Genres, etwa als Thriller mit viel hysterischem Geschrei. Besonders die begleitenden änge ließen den Kontrast der Stile so richtig deutlich werden. Entdeckt auf einer Kulturbörse in Freiburg holte Monika Amann „L.U.S.T." ins Kurhaus. Die Resonanz war größer als erwartet: Über 50 Interessierte fanden sich ein, um die „Impro-Show" zu sehen. Doch eigentlich mache man im Freiburger Theatercafe, der Heimatbühne, „Theatersport", erklärten die Spieler. Zwei Gruppen träten mit spontaner Comedy gegeneinander an. Gehe es hier darum, welches Team mehr Punkte erlange, erfolgte die Wertung in Bad Herrenalb „wie beim Eiskunstlauf". Und diese fiel besser aus, als selbst von den Künstlern vorhergesagt: Das Publikum verlor die Saalwette und sang schließlich „Marmor, Stein und Eisen bricht", rec