Dann übernahmen die Musiker die Spitze
Heißer Wettkampf: „Das Künstlermatch" vom Theater L.U.S.T. mit Malern, Dichter und Musikern im Freiburger Theatercafe

Wettkämpfe in diversen Disziplinen und Sportarten beschäftigen uns derzeit sehr. Dass sie nicht nur am Bildschirm, sondern in ähnlicher Vielfalt auch am hiesigen Theater stattfinden, ist neu. Am Donnerstag traten im Theatercafe erstmals Künstler verschiedener Sparten zu improvisiertem Wettkampf gegeneinander an: das Theatersport-Format „Künst-lermatch" zeigte vor ausverkauftem Haus spaßig-sportliche Stegreifqualitäten nicht nur von improgeübten Schauspielern und Musikern, sondern auch von Dichtern und Malerinnen.

Über Titel und Schauplätze stimmt -wie immer im Theatersport - das Publikum basisdemokratisch ab. So landen die Schauspieler Rainer Mannich und Jörg Preußig unversehens im Orbit: „Akupunktur im Weltall". Fünf Sätze dürfen die beiden wechseln, um zu ih-rem Plot zu kommen. Schwerelose Wiederbegegnung im All nach 23 Jahren, Vitaminspritze in der Raumstation - und dann der Satz: „Das andere Triebwerk ist auch defekt, aber diesmal gehst du raus!" Publikum kichert, fünf Preisrichter richten, 19 Punkte für die Mimen.

Als direkte „Gegner" verdichten daraufhin die Dichter die Weltraumakupunktur und fantasieren flugs über den „Igelfischplaneten mit Stacheln". Es ist noch ausbaufähig, was Jan Sosein Carl und Hans-Peter Zeller da an Schnellvertextung etwas mühsam aus dem Ärmel zerren, aber 19 Punkte von der Jury gibt's auch für die Lyrik.

Dass dann die Musiker die Tabellenführung übernehmen, zeichnet sich schon in ihrer ersten Begegnung mit den Malerinnen ab. Zwei Medleys sind gefordert, beide entstehen parallel. Während Irina Angela Gasch und Barbara Kiebele mit großzügigem Pinselstrich fünf Gemälde von Weltruhm - nach Publikumsvorgabe - auf eine zwei mal drei Meter große Leinwand plagiieren, improvisieren Martin Glönkler am Klavier und Frank Schmidt auf der Trompete ein Potpourri aus fünf musikalischen Hits. Und plötzlich kauert Spitzwegs Poet über Warhols Tomatensuppe

Nach zehn Minuten kauert Spitzwegs armer Poet über Warhols Tomatensuppendose, gleich neben Van Goghs Sonnenblumen, der grinsenden Mona Lisa und Munchs entsetztem „Schrei". Applaus und 22 Punkte für das malerische Ergebnis. Überflügelt nur von dem herr lichen Musikmix von „Also sprach Zarathustra" (Strauß) bis zu „My Way" (Sinatra): schmachtende Trompetensounds und perlende Klavierklänge, getoppt von ebensolchen Gesangseinlagen. Das brachte 25 Punkte: der Spitzenplatz, den das Duo bis zum Schluss verteidigen konnte. Ein verdienter Erfolg. Dass diese Premiere für die ganze Unternehmung und für den Moderator und Initiator Christian M. Schulz ein Erfolg war, ist klar, -wenn sich auch das Publikum und die Probanden der verschiedenen Kunstrichtungen augenscheinlich noch in der (viel versprechenden) Auf-wärmphase befinden. Julia Littmann