Wenn Spontaneität Programm wird

Das Freiburger Improvisationstheater L.U.S.T in der Rocca-Fabrik

DENZLINGEN. Man stelle sich vor: Die Tour de France rollt durch Denzlingen, Jan Ullrich prügelt sich mit Lance Armstrong um den Ruhm des besten Radfahrers und der Konflikt wird durch einen Sängerwettstreit entschieden. Unvorstellbar - doch nicht für die drei Akteure des Freiburger Improvisationstheaters L.U.S.T., die am Samstagabend die tristen Fabrikraume der Rocca in einen Tempel des spontanen Humors und der Kreativität verwandelten.
Eingeladen hatte zu diesem Theatererlebnis der Roccafee-Verein. Peu a peu darf sich das Denzlinger Publikum daran gewöhnen, dass in der alten Fabrikhalle in der Ortsmitte Kulturleben erblüht. Nicht gewöhnungsbedürftig dagegen die Einleitung der Theatermacher. Ihre Ouvertüre, das Badnerlied, ist von anderen Arenen bekannt, wo der Zuschauer am Anfang auch nicht weiß, was am Ende herauskommt Gerade diese Ungewissheit macht den besonderen Reiz an dem fast zweistündigen Auftritt des Terzetts aus. Sowohl fürs Publikum als auch für die Theatermacher.

Der Name der Truppe setzt sich nicht zu Unrecht aus den Anfangsbuchstaben von "Leidenschaft Und Spiel Trieb" zusammen. Das Spiel mit den unbekannten Themen und Stimmungen, spontan vom Publikum erfunden, und die Leidenschaft, immer wieder in neue Rollen zu schlüpfen, sind unverkennbar. Auch wenn die Vorgaben immer wieder die gleichen sind, das Publikum fordert Kreativität, Spontaneität und somit schauspielerische Höchstleistungen. Gnadenlos wird abgestimmt und eine Jury verteilt nach jeder Nummer Noten. Sicherlich lässt sich der Ein-Wort-Zwei-Wort-Drei-Wortsätze-Dialog üben, wiederholen sich Mimik und Gestik bei der Diashow Oder der Simultanübersetzung.

Jegliche Vorbereitung und Fertigkeit nutzt jedoch nichts, sollte zu den vorgeschlagenen Themen nichts einfallen. Auf den Punkt müssen die drei fit sein, und an diesem Abend waren sie hellwach. So endet die liebliche Häschenerzählung aus dem Kinderbuch im Eifersuchtsdrama mit Mord und Totschlag, wird ein Dackel im Goldfischglas zum Trauma und das literarische Terzett zur Schule im Kurzfassen. Am Samstag abend lief die kleine Besetzung der Freiburger Improvisationstheater-Truppe zur Hochform auf, zeigten Annika, Konstantin und Rainer nur wenige Schwächen und verdienten sich zu Recht die Jurypunkte, mit denen sie knapp die hoch gelegte Messlatte zur Saalwette übertrafen. Spontan war dann das Publikum gefragt, den Abend mit einem Lied zu beenden. Herzhaft zu lachen hatten die Besucher schon vorher genug. Markus Zimmermann-Dürkop