Träume vom tödlichen Aufguss in der Sauna
Das Theater L.U.S.T. begeisterte das Scherzheimer Publikum / Viele Bonbons für die Akteure
Theater L.U.S.T. - das steht für Leidenschaft und Spiel-Trieb. Und die vier Akteure des Freiburger Improvisationstheater L.U.S.T, hielten, was ihr Name verspricht. Bei ihrem Auftritt im Scherzheimer Hoftheater am Samstag verblüfften sie das Publikum mit spontaner Comedy, Wortwitz, Schauspielkunst, Gesang und Situationskomik. Das Gute bei L.U.S.T. - keiner der Schauspieler muss Angst haben, seinen Text zu vergessen. Es gibt nämlich keinen. Zumindest keinen vorher gelernten. Denn wenn die Improspieler auf der Bühne erscheinen, weiß noch keiner von ihnen, was an diesem Abend gespielt wird. Das entscheiden die Zuschauer, indem sie Themen vorgeben, die von den Akteuren sofort umgesetzt werden. Das Publikum gibt nicht nur Themen vor, es darf auch während der Vorstellung die einzelnen Szenen bewerten - durch Werfen von Bonbons oder Zeitungspapier. Und eine fünfköpfige Publikumsjury verteilt zusätzlich zu den interaktiven Spontankundgebungen noch Noten von fünf (Bestwertung) bis eins. Bei der großen Saalwette gewinnt dann am Schluss entweder das Publikum oder die Impro-Gruppe - je nach dem, wieviel Punkte die Jury vergeben hat.

Zum Auftakt gab's das Alphabet-Spiel. Die vom Publikum vorgegebene Szene hieß" Vati kommt zu spät nach Hause" und zwei der Schauspieler mussten die einzelnen Sätze der improvisierten Szene jeweils mit den fortlaufenden Buchstaben des Alphabets beginnen. Beim "3-D-Diavortrag" galt es, die einzelnen Szenen zum Thema "In Frankreich an der Tankstelle" als lebende Standbilder darzustellen. Auch hier verblüffte die Spontanität und Kreativität der Spieler. Immer wieder gab's Szenenapplaus und die Bonbons flogen reichlich auf die Bühne. Dass die einzelnen Akteure nicht nur schauspielen, sondern auch singen können, beweisen sie bei der dritten vom Publikum gewünschten Szene "Im Beichtstuhl". Bei der aberwitzigen Geschichte um einen eifersüchtigen Ehemann, der seinen Nebenbuhler umgebracht hat, galt es, auf Zeichen des Mannes am Keyboard hin - "Das klingt nach einem Lied" - die Rolle jeweils singend vorzutragen. Lachsalven erntete die Gruppe beim Interview, als Pfarrer Schweineschnitzel erläuterte, wie er mit Hilfe von Pantoffeltierchen seine Schäfchen aus dem Offenburger Bahnhofsviertel bekehren will. Der Clou: Parallel zum Interview wurde das Interview, das sich hart am Rande des Wahnsinns bewegte, in Gebärdensprache übertragen. Eines der Highlights des Abends war sicher auch die Vorstellung eines CD-Samplers. Zum vom Publikum gewünschten Thema "In der Sauna" mussten fünf Stegreif-Lieder gesungen werden - vom Minnelied über Blues, Pop und Punk bis hin zur Oper. Das Ensemble meisterte diese Aufgabe bravourös - vom Opern-König, der seine verräterischen Freunde bei 100 Grad schwitzen lässt, bis hin zum lebensüberdrüssigen Punk, der vom tödlichen Aufguss in der Sauna träumt.
Bei der Szene "Der Kugelblitz" musste ein "Opfer" aus dem Publikum seine schauspielerischen Qualitäten beweisen, erst als GÖtterbote Hermes, dann als Frosch. Emotional Replay hieB es dann zum Schluss - eine kleine Szene wurde in verschiedenen Gefühlszuständen dargestellt. Am Schluss des rundum unterhaltsamen Abends gab's herzlichen und lang anhaltenden Applaus für die vier Akteure von L.U.S.T. Aber bevor die Schauspieler nach einer Zugabe verabschiedet wurden, galt es erst noch die Saalwette einzulösen. Das Ensemble wünschte sich von den Zuschauern, die verloren hatten, ein gemeinsam gesungenes Lied. Wer Lust auf L.U.S.T. hat: Die Gruppe spielt regelmäßig vor ausverkauftem Haus im Freiburger Theatercafe, der Kleinkunstbühne des Freiburger Stadttheaters. sw