Weihnachtsmann trifft Tarzan im Dschungel

Improvisationstheater L.U.S.T. im Winzerkeller in Staufen

STAUFEN. Ein Theatererlebnis der ganz besonderen Art hatte die Fauststadt zu bieten: Theater L.U.S.T. (Leidenschaft Und Spiel-Trieb),begeisterte mit seinen Improvisationen das Publikum im Winzerkeller. Seit 1996 spielt sich die freie Gruppe vor allem im Theatercafe in Freiburg in die Herzen der Zuschauer. Statt mit einstudierten Szenen und gelernten Dialogen zeigen die sechs Spielerinnen und Spieler der Gruppe in der freien Improvisation ihr schauspielerisches Talent Mit viel Witz und beeindruckender Spontaneität werden ungeprobte Szenen auf die Bühne gebracht, welche die Lachmuskeln gehörig strapazieren.

In Staufen stellten sich Rainer Mannich, Annika Hartmann und Konstantin Josuttis der Kritik des Publikums. Eine fünfköpfige Zuschauerjury bewertete mit Punktetafeln jede der acht Szenen. Und zudem konnte jeder Zuschauer den Akteuren seine Meinung im wahrsten

Sinne an den Kopf werfen: Bonbons flogen bei guten Szenen auf die Bühne, zerknülltes Zeitungspapier zeigte den Unmut des Publikums. Doch meist hagelte es wahre Bonbonfluten, und das, obwohl das Publikum es den Schauspielern nicht immer leicht machte. Denn von den ins Spiel mit einbezogenen Zuschauer kamen Vorschläge für Charaktereigenschaften, Berufe und Titel der Szenen.

Und das Team auf der Bühne musste diese Vorschläge dann spielen. „Egal ob uns dazu was einfällt oder nicht", erklärte Rainer Mannich die Regeln der Improvisation. Ob bei „Weihnachtsmann trifft Tarzan im Dschungel", „Hase und Igel“ oder „In der Hölle" - im spontanen Miteinander schafften es die drei Profis, ihr Publikum zu begeistern.

Axel Klöber setzte dem turbulenten Treiben auf der Bühne mit seinen Improvisationen am Keyboard das musikalische Pendant hinzu. Herausragend war mit Sicherheit der von einem Zuschauer vorgeschlagene „Schnooge-Blues". Auf den Zuruf „Das klingt nach einem Lied" mussten sich die Schauspieler bei dieser Improvisationsart nicht nur sprachlich, sondern auch gesanglich ausdrücken. Toll wie Konstantin Josuttis seine Plagen mit dem lästigen Schnakenvolk in ein Lied verpackte und den „Schnooge-Blues" zum Leben erweckte. Faszinierend auch, wie die Szene „In der Backstube" im so genannten „Genre-Replay" als Ballett und Stummfilm dargeboten wurde.

Natürlich verlangte das Publikum nach einer Zugabe, und so zeigte das L.U.S.T.-Team noch zwei weitere Impro-Leckerbissen. Mit erstaunlichen russischen Klängen tanzten, sangen und spielten sich die vier von der Bühne. Und im „Gebärdendolmetscher" setzte Annika Hartmann dem Abend einen weiteren und letzten Höhepunkt Eine tolle Atmosphäre, spontane Schauspielkunst mit sehr viel Witz und toller Musik. - Theater LU.S.T. zeigt, wie ohne Kulissen, ohne Kostüme und vor allem ohne dramaturgisches Konzept Theater-Szenen entstehen, die das Publikum in ihren Bann ziehen. Yvonne Weik (Badische Zeitung 20.12.2003)