Freiburg : „Theatersport" Lasst Bonbons regnen

Daß Sportler bisweilen theatralisches Talent zeigen, ist bekannt, und es wurden auch schon Fußballergebnisse in Freiburger Theaterpausen bekannt gegeben; aber normalerweise handelt es sich bei Theater und Sport doch um streng getrennte Kulturleistungen. Bisher. Denn einem Briten gelang die glückliche Amalgamierung beider zum „Theatersport", einer königlich amüsanten Angelegenheit, die in anderen Ländern längst ihre Anhänger hat, und nach vielen deutschen Städten (in München war letztes Jahr deutsche Meisterschaft) endlich auch unsere Breisgaumetropole erreichte -das Verdienst einer achtköpfigen freien Theatergruppe namens L.U.S.T. (Leidenschaft und Spiel-Trieb). In der Bauküche auf dem Freiburger Vaubangelände veranstaltete sie nun das (seit Dezember) bereits dritte Theatersport-Ereignis in der Stadt;

Hier muß das Publikum nicht bis zum Vorstellungsende warten, um dann durch Händeklatschen oder Buh-Rufen seine Meinung kund zu tun. Gleich am Einlaß erhält man Wurfmaterialien, die während der Vorstellung heftig zum Einsatz kommen: Zeitungspapier für Mißfallensbekundungen, Bonbons für' Zustimmung. Zwei Mannschaften, gelb gegen blau, treten an, den Abend über möglichst viele Punkte zu ergattern, wobei die (hier: sechs) Leute immer wieder neu umgruppiert werden - ein klarer Sieg des Theaters oder vielmehr: der Comedy über den Sport.

Es gibt verschiedene Disziplinen: Mal darf nur in Reimen oder Dreiwortsätzen geredet werden, mal spricht ein Darsteller sowohl seine als auch die Worte des Partners, der simultan entsprechend zu agieren hat. Inhalt und Besetzung aber sind im voraus nie bekannt. Über drei Szenenvorschläge aus dem Publikum wird ruckzuck abgestimmt, Countdown und los. Alles entsteht im Augenblick, frei improvisiert, höchst interaktiv, kaum zu beschreiben und selbst im Scheitern (Zeitungspapierhagel) fast immer köstlich. Aber weil mit den Freiburger L.U.S.T.lingen ausgesprochene Ideenfeuerwerker Zugange gelingen laufend Stegreifsketche im Bonbonregen. -Hochkreativ und ein großer Spaß.

JOHANNA HUND (Badische Zeitung)